Montag, 21. März 2011

Ex oriente lux ...

Christus-Pantokrator-Mosaik in der Hagia Sophia

Liturgica - katholisch?

Vor einigen Tagen auf Einladung in einer katholischen Messe für Jugendliche, die von Oberstufenschülern gestaltet wurde. „Liebe“ sollte das Thema sein. Die Lesung aus Hld 8 gleich zu Beginn, dann Texte, eine Videoeinspielung aus einer Kindersendung und Pop-Klassiker durch einen begabten Gitarristen dargeboten wahllos aneinander gereiht. Darin wie ein Fremdkörper die Eucharistie. Musik zur Austeilung: „Yesterday“ am Klavier. Kein Gebet außer denen zur Eucharistiefeier. Christologische Texte oder Aussagen: Fehlanzeige.

Ich dachte immer, vor allem wir Evangelischen litten unter liturgischer Verwilderung. Ob Gottes- oder Menschendienst: das fragt man bei manchen evangelischen Familien-/Jugend-/Spezial- und Was-Weiß-Ich-Noch-Gottesdiensten oft besser nicht so genau. Aber diese „katholische“ Veranstaltung lässt mich vollends ratlos zurück. Irgendwie hatte ich die leise Hoffnung, das Bewusstsein für Form sei dort noch etwas verbreiteter als bei uns.

Miserere - die Misere mit der Verfolgung

Gestern am Sonntag Reminiscere: Seit 2009 EKD-weit Gedenktag für die verfolgten Christen. In wie vielen Gemeinden er wohl begangen wurde? Informationen auf der Webseite der EKD oder der Evangelischen Kirche im Rheinland - Fehlanzeige. Die Arbeitshilfe der EKD ist nur über die interne Suchfunktion mühsam auffindbar. Ihr Länderthema: INDIEN! Ich war im Vorfeld richtig gespannt: Wie kriegen die das wohl hin, den Gedenktag zu würdigen, ohne den Fokus auf Verfolgung im Kontext islamisch dominierter Gesellschaften lenken zu müssen?

Auf dem Weltverfolgungsindex bei Open Doors, der anhand transparenter Kriterien erstellt wird, liegt Indien auf Platz 32 von 50. Auf den 31 Plätzen vor Indien liegen außer den 4 noch-kommunistischen Ländern Nordkorea, China, Vietnam, Laos und der Militärdiktatur in Myanmar NUR islamische Länder und Regionen - 26 an der Zahl.

Seltsam - ich war mir absolut sicher, dass sie diesen Fokus wieder vermeiden würden. In der Handreichung vom letzten Jahr mit dem Schwerpunkt Irak haben sie das Thema bereits weitgehend umschifft und infame Sätze reingeschrieben wie „Neben der schwindenden Zahl christlicher Gemeindeglieder erschweren auch verstärkte Evangelisationsaktivitäten US-amerikanischer und koreanischer Missionare unter irakischen Muslimen den notwendigen Dialog der einheimischen Kirchen mit der muslimischen Mehrheitsgesellschaft.“ Ein bisschen sind die Christen also auch selber schuld, wenn sie von Moslems verfolgt werden ...

Die EKD nimmt also dieses Jahr einfach ein Land mit regional begrenzter (!!) Christenverfolgung, die von radikalen Hindus ausgeht. Klasse. Tut keinem in unserer Weltgegend weh, vermeidet unnötige Nachfragen, bringt keinen auf dumme Gedanken. Selbst die kommunistischen Länder wurden vermieden - könnte ja unschöne Erinnerungen an die Religionsfeindlichkeit der Linken wecken ...

Es ist eine Schande. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich schäme.